Feld-Splitting

CL-Wording: Das Feld-Splitting ist eine Defensivstaffelung zur Flanken- und Querpassverteidigung im Abwehrpressing bei der das Zentrum mannorientiert, im 3+2 gesichert wird. #split

Abb. 1: 11 (rot) ist in der Außenspur spieloffen in Ballbesitz. In der defensiven Mittelfeldreihe sichert 8 „klassisch“ 7  (blau) und in der Viererkette ist 5 (blau) am Sprung in die Diagonale, um 3 (blau) zu sichern.

Abb. 1: 11 (rot) ist in der Außenspur spieloffen in Ballbesitz. In der defensiven Mittelfeldreihe sichert 8 „klassisch“ 7  (blau) und in der Viererkette ist 5 (blau) am Sprung in die Diagonale, um 3 (blau) zu sichern.

EINLEITUNG

Strafraumverteidigung

Die meisten Tore werden innerhalb des Strafraums mit dem ersten Kontakt erzielt. Dabei muss die Defensive neben den Stürmern auch offensive Außenbahn- und zentrale Mittelfeldspieler verteidigen. Als individualtaktisches Mittel gegen flache und hohe Hereingaben ist in den letzten Jahren zum Verteidigen eine verstärkte Mannorientierung im 16er in den Fokus gerückt.

Der Pressingmix in allen Spielphasen unterteilt sich in ein mannorientiertes Angriffspressing, ein im raum-, aber gegnerorientiertes Mittelfeldpressing und ein mannorientiertes Verteidigen im Abwehrpressing. Es kommt zu vielen Toren nach seitlichen Hereingaben, da im gesamten Mannschaftsverbund oft erst spät drohende Hereingaben erkannt werden und zur Strafraumverteidigung die etablierte 3, respektive 2+1-Sicherung im Zentrum dabei nicht ausreicht (Abb. 1).

Nachfolgend soll aufgezeigt werden, wie durch ein Feld-Splitting (#split) eine verstärkte Zentrumsverteidigung im Abwehrdrittel gelingen kann. Voraussetzung hierfür ist, dass unabhängig von der Spielsystematik mit Vierer- oder Dreierkette, die Spielphase des Abwehrpressings vom gesamten Mannschaftsverbund antizipiert und umgesetzt wird.

Abb. 2: Durch 11 (rot) droht eine Hereingabe in den 16er. 4 oder 2 (blau) können 10 (rot) nicht aufnehmen, da sie gebunden sind. 5 (blau) sichert die Diagonale und hat dadurch gegen 8 (rot) einen Nachteil.

Abb. 2: Durch 11 (rot) droht eine Hereingabe in den 16er. 4 oder 2 (blau) können 10 (rot) nicht aufnehmen, da sie gebunden sind. 5 (blau) sichert die Diagonale und hat dadurch gegen 8 (rot) einen Nachteil.

THEORIE

Ebenenübergreifende Sicherung

Insbesondere in Tornähe erschweren tiefe Läufe der gegnerischen zentralen Mittelfeldspieler das Abwehrspiel. Die tief startenden Spieler müssen entweder vom eigenen Mittelfeld gegnerorientiert aufgenommen und verfolgt werden oder sie werden an die Abwehrreihe übergeben. Die Übergabesituationen in Strafraumnähe sind besonders fehleranfällig, da der aufnehmende Abwehrspieler bereits durch einen Offensivspieler gebunden sein kann. Da die defensiven Mittelfeldspieler nicht sehen, ob in ihrem Rücken ein Innenverteidiger zum Übernehmen leer steht oder eben gebunden ist, kommt es so häufig zu Übergabefehlern. Diese Problematik entsteht, weil das gegenseitige Sicherungsveralten innerhalb der Mittelfeld- und Abwehrreihe nicht vorsieht, dass gegnerische Spieler die Ebenen und somit den Zuständigkeitsbereich der Reihen kreuzen (Abb. 2).

Beim #split sind daher die Zuständigkeiten in Tornähe eindeutig geklärt, um so Übergabefehler zu vermeiden. Die ebenenübergreifende Sicherung der Felddiagonale durch einen zentralen defensiven Mittelfeldspieler führt dazu, dass diagonale Einläufer antizipiert und dadurch aufgenommen werden können. Im, bzw. um den Strafraum führt der defensive Overload zu einem 3+2 im Zentrum und ermöglicht, dass alle potentiellen Einläufer markiert werden können (Abb. 3).

Abb. 3: #split: 3, 7 und 8 (blau) verteidigen am Flügel, 8 (blau) sichert zugleich die Diagonale. 4, 5, 2, 6 und 11 (blau) agieren mannorientiert im Zentrum. Die Zuständigkeiten am Flügel, in der Diagonale und im Zentrum sind eindeutig gek…

Abb. 3: #split: 3, 7 und 8 (blau) verteidigen am Flügel, 8 (blau) sichert zugleich die Diagonale. 4, 5, 2, 6 und 11 (blau) agieren mannorientiert im Zentrum. Die Zuständigkeiten am Flügel, in der Diagonale und im Zentrum sind eindeutig geklärt.

Der defensive Overload

Die eingangs erwähnte Bedeutung des Strafraums bei der Torerzielung unterstreicht zugleich die Wichtigkeit des Zentrums bei der Torverteidigung. Beim #split wird nun festgelegt, wie viele Spieler aus tornahen Räumen geopfert werden, um am Flügel zu verteidigen. Wenngleich Defensivkonzeptionen bestrebt sind, zahlenmäßige Überzahl herzustellen, so ist es nicht möglich am Flügel und gleichzeitig im Zentrum Überzahl zu haben. Der #split nimmt deshalb eine Gleichzahl am Flügel in Kauf und garantiert so eine verstärkte Strafraumsicherung. Die üblicherweise anfällige Schnittstelle zwischen Außen- und Innenverteidigern wird ebenenübergreifend von einem zentralen Mittelfeldspieler gesichert. Diese eindeutige Klärung des Zuständigkeitsbereichs, ermöglich zwar keine Vorverteidigung des ballnahen 6ers im Mittelfeld jedoch gelingt es so, die Felddiagonale vor tiefen Läufen zu sichern (Abb. 3).

Die im #split dominierende Sicherung des Zentrums sollte nur im Falle eines gegnerischen Durchbruchs in den Halbspuren oder bei einem Overload der Ballseite aufgehoben werden. Die 3+2-Sicherung im Zentrum bringt einen deutlichen Vorteil bei der Flanken- und Querpassverteidigung.

Die defensive Verantwortung der ballfernen äußeren Mittelfeldspieler stimmt zwar häufig nicht mit der Grundhaltung dieser Spielertypen überein, allerdings sollte Trainern bewusst sein, dass das offensive Opfern eines Spielers insbesondere im Zentrum sehr risikoreich sein kann.

Das wohl wesentlichste Merkmal bei der Flankenverteidigung ist das gesamtmannschaftliche beurteilen der Defensivphase. Häufig laufen im Abwehrdrittel aktionistisch Spieler auf die Ballseite, um eine Balleroberung dadurch zu forcieren. Das extrem ballorientierte Verschieben, hat im Mittelfeld- oder Angriffspressing durchaus seine Berechtigung, jedoch ist diese Verhaltensweise im Abwehrdrittel sehr anfällig für gegnerische Torchancen im Zentrum. Der gesamte Mannschaftsverbund muss frühzeitig erkennen, dass eine Hereingabe in den Strafraum droht. Gelingt ein gegnerischer Durchbruch am Flügel, sollten individual- und gruppentaktische Verhaltensweisen aus dem Mittelfeldpressing, wie das Vorverteidigen oder die überlappende Deckung, den Verhaltensweisen aus dem Abwehrpressing, wie der #split oder die Mannorientierung, weichen. Da im Idealfall beim #split fünf Spieler das Zentrum sichern, erhöht sich deutlich die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Strafraumverteidigung.

FAZIT

Der Strafraumverteidigung kommt eine herausragende Bedeutung beim Abwehrspiel zu. Gegnerische Hereingaben über den Flügel werden im Strafraum häufig von einlaufenden Spielern aus dem Mittelfeld verwertet. Die Sicherung des Abwehrzentrums bei Hereingaben sollte daher von mindestens vier, besser fünf Spielern praktiziert werden. Ein bewusster #split im Abwehrdrittel ermöglich eine ebenenübergreifende Sicherung der Felddiagonale und garantiert so, stets zwei Innenverteidiger im Abwehrzentrum zu positionieren. Den Trainern obliegt die Aufgabe, den Mannschaftsverbund dafür zu sensibilisieren, dass ein ballorientiertes Verschieben im Angriffs- oder Mittelfeldpressing durchaus effektiv, jedoch zugleich im Abwehrdrittel risikoreich sein kann.

DENKANSTOSS

Zum #split eignen sich nur bedingt klassische Außenstürmer. Dieser Spielertypus zeigt oft wenig Bereitschaft zur Rückraumsicherung und 16er-Verteidigung. Aus diesem Gesichtspunkt ist eine 3-5-2 Grundformation vielversprechend, um einen #split und so eine bessere Zentrumssicherung zu ermöglichen. Alternativ werden aktuell häufig zentrale Mittelfeldspieler als verkappte Außen aufgestellt, was den defensiven Fokus im Zentrum grundsätzlich verstärkt. Es bleibt die Grundsatzfrage wie viele Offensiv- und Defensivspieler am gewinnbringendsten sind.

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